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Über das Missverständnis des Systems

Als ich heute auf der Suche nach der neusten gedruckten Literatur über das Social Media Marketing war, stiess ich auf einige interessante Aspekte, die mir gelesene Artikel zum Thema Marketing und den Unterschied zwischen herkömmlichen und „sozialen“ Werbemodellen in Erinnerung riefen. Konkret geht es um folgendes Missverhältnis:

Weinberg: Angebot auf Thalia.ch

Weinberg: Angebot auf Thalia.ch

Weinberg: Angebot auf Amazon.de

Weinberg: Angebot auf Amazon.de

Einige Aspekte sind hier zweifelsohne zu beachten:

  • Bei Thalia.ch wird die deutsche Ausgabe des Buches angezeigt, bei Amazon.de ist lediglich die englische Ausgabe vorhanden.
  • Ich vergleiche einen internationalen Buchdiscounter mit einer nationalen Buchhandelskette.
  • Die deutsche Ausgabe wurde um spezifische europäische Erklärungen und Social Media-Dienste angereichert.

Dazu jeweils einige Erklärungen:

Der Vergleich der verschiedenen Ausgaben mag stark irreführend sein und die gezogenen Schlüsse verfälschen. Doch wenn man die Angebote genauer unter die Lupe nimmt, kostet die englische Ausgabe bei Thalia.ch immer noch satte CHF 32.90. Da Thalia.ch bei ihren Angeboten zwischen E-Book und Printausgabe keinerlei Unterschiede macht und für beide denselben Preis berechnet, dürfte auch bei der englischen Ausgabe ein ähnliches Verhältnis zu erwarten sein.

Der Vergleich zwischen Buchdiscounter und Buchhandelskette bietet einige Schwächen. Extremer, um nicht zu sagen: absolut nichtssagend, wäre der Vergleich aber erst zwischen Buchdiscounter und einem Buch-Einzelhändler. Der Buchdiscounter bietet hier ein Gegengewicht zu den relativ übermächtigen nationalen Ladenketten wie der Thalia-Gruppe oder Orell Füssli. Zudem ist keine nationale Filiale von Amazon in der Schweiz vorhanden, so dass Verkäufe über Deutschland abgewickelt werden. Eine Lieferung in eine Verkaufsfiliale entfällt hier, was bei grösseren Lieferungen und Abwesenheit des Empfängers von Zuhause während der Postlieferungszeiten ein grosser Zusatzaufwand sein kann (Selbstabholung bei der Post). Eine persönliche Beratung entfällt völlig. Beide Modelle bieten Vor- und Nachteile, die Kunden für die eine oder die andere Variante entscheiden lassen.

Die deutsche Ausgabe ist eine erweiterte Ausgabe der übersetzten, englischen Version. Das macht Sinn, sind doch in Europa die Verhältnisse bei sozialen Medien, wie bei vielem anderen, teilweise etwas anders als in den USA. Dafür berechnet Thalia.ch auch satte CHF 20.00 mehr (1. Aufl.).

Trotz allem zeigt sich hier die Problematik eines Missverständnis zwischen analoger und digitaler Welt. Dieses Missverständnis gibt es in vielen Bereichen der heutigen Werbewelt, was sich in vielfältigen Diskussion in den Bereichen Copyright, Bannerwerbung & Popups, Kundendatenbanken (traditionelles Customer-Relationship-Management vs. Social CRM) und User-Partizipation zeigt.

 

„[…] Dass aber ein Publikum sich selbst aufkläre, ist eher möglich; ja es ist, wenn man ihm nur die Freiheit lässt, beinahe unausbleiblich“ (Kant, 1987).

Als Kunde möchte man auch bei Produkten wie Büchern sehen, aus was sich der Preis des Produkts zusammensetzt. Keinem Kunden wird verständlich sein, wieso die Produkte E-Book und Printbook dasselbe kosten sollen. Während in einem Printbook die Idee des/der Autors/en, sowie Kosten für Lektor- und Verlags-Arbeiten, Material-, Liefer- und Aufbewahrungskosten und Beteiligungen für Zwischenhändler stecken, verbleibt davon in einem E-Book gerade noch die Buch-Idee sowie die Kosten des Verlags. Die restlichen Kosten sind minim bis gar nicht vorhanden. Zumal man für das Lesen eines E-Books meist noch einen Reader benötigt, der je nach Qualität und Funktionsumfang noch einen kleinen bis grösseren Betrag kostet.

Als Folge davon ist es notwendig, dem Kunden Transparenz zu gewähren und zu erklären, wieso der Preis soviel beträgt, wie angegeben, oder aber den Preis den realen Kosten anzupassen und von den Vorstellungen und Berechnungsmodellen des Printbuches abzukoppeln und als eigenständiges Medium zu begreifen. Lässt das Verlagswesen diese Veränderungen unbeachtet und sieht sie nicht als Chance, könnte sich bald eine ähnliche Entwicklung wie im Musikwesen abzeichnen: das illegale Anbieten und Vertreiben von Büchern. Erste Ansätze von Bücher-„Tauschbörsen“ mittels Foren existieren bereits.

Ein innovatives Unternehmen mit dem richtigen Verständnis der Mechanismen des Web2.0 und den diesen begleitenden gesellschaftlichen Veränderungen, könnte sich hier, ähnlich wie Apple im Elektronikmarkt, eine führende Marktposition erarbeiten. Denn wie Stefan Münker schreibt:

‚Web 2.0‘ ist mehr als ein Schlagwort – es ist das Symbol für eine ebenso radikale wie unaufhaltsame Veränderung nicht nur unserer Medien, sondern unserer Welt (2009, Umschlag).